Was der Sylt-Liebhaber als „Sylter Strandkorb“ im Handel geboten bekommt, hat mit dem echten Sylter Exemplar in der Regel nichts gemein. Wo bekommt man nun seinen Sylter Strandkorb her, vielleicht sogar einen originalen, der bereits 3 Saisons am Strand stand, mit original Nummer und vom Lieblings-Strandabschnitt? Gute Frage.
Manch Sylt-Urlauber bestellt sich im Internet ein Modell mit Namen „Sylter Strandkorb“ und ist nach kurzer Zeit enttäuscht. Das Exemplar erinnert so gar nicht an das Modell vom Strand. Nach
wenigen Jahren fällt es auseinander, das Holz geht auf, das Geflecht wird spröde. Zwar werden auch auf Sylt von zwei Firmen Körbe bester Sylter Qualität angeboten, doch handelt es sich hier
nicht um die Modelle, die die Gemeinden am Strand bereit halten. Seit vielen Jahren stellt eine deutsche Firma in Polen die meisten Körbe her. Streng nach Vorgaben der beauftragenden
Gemeinden. Sie sind mittlerweile so optimiert, dass in Sachen Stabilität, Materialanmutung, Handling und Gesamteindruck nichts mehr zu verbessern wäre. Sie haben sich einfach sehr bewährt. Denn
ein Korb muss viel aushalten. Pro Saison wird er tausende Male gedreht, gewendet, in neuer Stellung eingerastet. Er erträgt starke Böen, Schlagregen, Sandflug, nächtliche Gelage, Rettungsaktionen
bei sommerlichen Springfluten und die ersten Herbstürme mit Seewasserkontakt und Schaumflug übersteht er auch.
Theoretisch hält ein Korb weit über 10 Jahre. Nach etwa drei Saisons werden die Körbe jedoch gegen neue getauscht. Noch einmal werden sie zum Sommerende entsalzen, entsandet, getrocknet,
durchgeschaut und ggf. in den gemeindeeigenen Werkstätten aufgebessert. Die Originalnummer am Rücken bleibt bestehen und ist wie eine Auszeichnung „Ich bin ein echter Sylter“.
Wo bekommt man einen der 400 ausgemusterten Strandkörbe nun her? Jedes Jahr im Oktober wird eine kleine Zahl in List versteigert. Die meisten bietet die Strandkorbzentrale in Westerland an. Ein
Teil bleibt so auf der Insel und findet sich in der Gastronomie oder in Privatgärten wieder, der größere wird per Spedition an Privatleute gesendet. Interessenten wenden sich an Ulli Hoenack im
Flachbau an der Westerländer Promenade südlich des Hotel MIRAMAR. Die Treppenstufen hoch rechts anklopfen. Ein echter Korb kostet um die 140 Euro, der Transport nach Hause muß selbst organisiert
werden.
Die Exponate, die zum Herbst zur Strandkorbversteigerung unter den Hammer kommen, können eine Woche vorher im Lister Hafen begutachtet werden. Hier können sie schon einmal ihren Favoriten aussuchen. Los geht es Mitte Oktober im Erlebniszentrum Naturgewalten. Frühes Erscheinen sichert auch bei dieser Veranstaltung die besten Plätze. Die offizielle Versteigerung wird durch einen Auktionator durchgeführt. Das Einstiegsgebot liegt bei 65 Euro. Zu beachten ist, dass auf den Zuschlag ein Aufgeld von 18,5% zzgl. 19% MwSt. erhoben wird.
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